Model Anna Hiltrop: Warum „GNTM“ nur wenig mit der Realität zu tun hat

Model Anna Hiltrop hat ganz ohne die Hilfe von „Germany’s next Topmodel“ eine erfolgreiche Model-Karriere gestartet. Was sie von der Castingshow hält, verrät sie im Interview.

Anna Hiltrop (23) hat geschafft, wovon Heidi Klums (44) Mädchen träumen: Sie ist mit gerade mal 23 Jahren ein international gefragtes Topmodel – und das ganz ohne die Castingshow „Germany’s next Topmodel“. Im Februar lief Hiltrop auf der Fashion Week in Mailand über den Laufsteg, an der Seite von Stars wie Pamela Anderson posierte sie für den Lambertz-Kalender 2018 und auf Einladung von Karl Lagerfelds Büro reiste sie bereits nach Paris. Hinter diesem Erfolg steckt viel harte Arbeit.

„Es reicht nie, sich auf andere zu verlassen. Die Person, die am härtesten für einen arbeitet, sollte man immer selbst sein“, erklärt sie im Interview und stellt klar: Warum sie nicht in einen Topf mit den „GNTM“-Kandidatinnen geworfen werden will und wie anstrengend der Modelalltag wirklich ist.

Sie haben sich ganz ohne die Hilfe von „Germany’s next Topmodel“ eine erfolgreiche Modelkarriere aufgebaut. War „GNTM“ je ein Thema für Sie?

Anna Hiltrop: Als ich zu Modeln angefangen habe beziehungsweise entdeckt wurde, war ich noch sehr jung und habe es eher aus Spass gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass sich daraus wirklich etwas entwickeln würde. Damals lief gerade die erste „GNTM“-Staffel im Fernsehen und die klassische Model-Karriere führte noch über Castings und Agenturen. Ich war früher sehr schüchtern, aber das Modeln hat mich wachsen lassen, selbstbewusster gemacht. Ich musste nie unterhaltsam oder besonders zickig sein oder eine tragische Geschichte haben. Das war ich alles nie. Ich war nie das unterhaltsame Showgirl. Deshalb habe ich „GNTM“ auch nie für mich in Erwägung gezogen. Ich wollte nur modeln und mich auf meine Karriere und Fähigkeiten konzentrieren. Ich bin es auch langsam leid, ständig gefragt zu werden, in welcher „GNTM“-Staffel ich denn war. Ich verstehe nicht, warum so eine Teilnahme mittlerweile für selbstverständlich gehalten wird, wenn man als Model in der Öffentlichkeit steht. Man kann es doch auch so schaffen!

Wie nahe ist die Sendung an der Mode-Realität?

Hiltrop: Das ist schwer zu sagen. Es werden ja immer nur Ausschnitte und Szenen aus verschiedenen Situationen gezeigt. Dass man bei einer Show oft drei Stunden backstage nur herumsitzt, oder vor einer Fashion Week vier Castings in einer Stunde schaffen soll, wird zum Beispiel nicht gezeigt. Bei den Shootings und Catwalks wird dagegen schon versucht, viele mögliche Varianten aus dem realen Modelleben zu zeigen. Doch im echten Modelleben wird man nicht so schnell „aussortiert“, wenn man mal einen schlechten Tag hat. Das finde ich etwas schade, denn Niederlagen gibt es in diesem Beruf immer. Man muss nur versuchen, wieder aufzustehen. Aber das lässt die Show ja nicht zu.

Woran liegt es, dass kaum eine „GNTM“-Siegerin eine grosse Modelkarriere gestartet hat?

Hiltrop: Man hat nur Chancen, wenn man wirklich sehr ehrgeizig ist. Wenn man erst in der Show mit dem Modeln anfängt, ist es sicher schwierig, sich danach selbst zu organisieren und zu wissen, worauf es ankommt. Dort wird ja alles für einen übernommen. Ich habe das jahrelang gelernt und Erfahrungen gesammelt: Was man denken sollte, was gut und was schlecht ist. Es reicht nie, sich auf andere zu verlassen. Die Person, die am härtesten für einen arbeitet, sollte man immer selbst sein.

Treffen Sie ab und an auf „GMTM“-Kandidatinnen auf den Fashion Weeks oder bei anderen Jobs. Wie erleben Sie die Mädchen?

Hiltrop: Ja, auf jeden Fall. Bei Events meistens oder auch bei Jobs immer mal wieder. Häufiger sehe ich zum Beispiel Kim Hnizdo, Barbara Meier, Betty Taube oder Ira Meindl. Die Mädels, die ich kenne, sind alle nett und mit denen verstehe ich mich auch gut. Aber wie in jedem Job gibt es auch immer mal Zicken oder Mädels, die man jetzt vielleicht nicht so mag. Die Branche ist ja generell eher nicht für die vielen Freundschaften bekannt, die man schliessen kann.

Sie sind mit Vanessa Fuchs, der „GNTM“-Siegerin von 2015, eng befreundet. Wie kam es dazu?

Hiltrop: Wir haben uns vor zweieinhalb Jahren bei einem Job kennengelernt und waren direkt auf einer Wellenlänge. Da wir auch nicht weit voneinander entfernt wohnen, sehen wir uns öfter.

In welchen Kandidatinnen der aktuellen Staffel sehen Sie Model-Qualitäten?

Hiltrop: Ich habe aus der aktuellen Staffel bisher noch keine Sendung gesehen, aber ich habe mir die Bilder angeschaut. Ich fand Abigail ganz toll. Aber auch Bruna und Sally gehören zu meinen Favoritinnen. Sie haben für mich alle etwas, wo ich sofort sage: Wow, das Gesicht merkt man sich!

Was macht ein gutes Model aus?

Hiltrop: Zunächst einmal hat ein gutes Model etwas Besonderes, Unverwechselbares – einen Wiedererkennungswert. Mir wird immer wieder gesagt, dass ich ein Puppengesicht habe. Bei Cindy Crawford ist es das Muttermal, bei Claudia Schiffer die hohen Wangenknochen. Zwar sind auch gewisse Masse von Vorteil, aber das spielt heutzutage nicht mehr die grösste Rolle. Ich bin ja auch „nur“ 1,74 Meter. Ein gutes Model unterscheidet sich dennoch von einem normalen Model durch die Persönlichkeit. Wer viel Biss und Ehrgeiz hat, aber auch unverwechselbar ist und hart für seinen Traum arbeitet, schafft es immer weit. Ich glaube, hätte ich bei jedem „Nein“ sofort aufgehört oder auf Kritiker gehört, wäre ich nie weit gekommen. Es ist immer wichtig, an sich zu glauben und zu wissen, was man kann oder wozu man noch in der Lage ist.

Wer wird die Siegerin 2018?

Hiltrop: Da Abigail ja ausgeschieden ist, könnte ich mir Bruna sehr gut vorstellen. Aber sie ist vermutlich für Heidi zu „langweilig“, da sie bisher noch nicht so stark in den Schlagzeilen war. Toni hat auch sicher gute Chancen.

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